„Es ist immer ein passender Zeitpunkt, Champagner zu trinken“

Durch die Verwirrung um die diesjährige Veröffentlichung des Gault Millau habe ich mich ausnahmsweise mal auf deren Homepage verwirrt, und dabei einen drolligen Mini-Artikel zum Thema Champagner gefunden. Julio Luis Pereira Castillo von der Bar des Hotels Sans Souci aus Wien empfiehlt je fünf Do’s & Dont’s zum Thema Champagner. Wer allgemeiner etwas zum Thema Schaumwein lesen mag, für den hat die Rhein-Neckar-Zeitung ein nettes Einmaleins des Schaumweins. Den guter Blubber muss wirklich nicht aus der Champagne kommen. Geheimtipp: Edler Schaumwein aus dem Odenwald.

Unter Weinkennern gilt die Hessische Bergstraße als Hidden Champion der Regionen. Die wenigsten Winzer gehen in den nationalen Vertrieb, der größte Teil wird in der Region direkt verkauft. Dadurch sind die Weine für ihre Qualität ausgesprochen günstig, aber unbekannt. Leuchttürme wie Griesel bringen nicht nur frischen Wind in die Weinlandschaft, sondern verhelfen auch der kleinen Bergstraße zu mehr Aufmerksamkeit.

(Foto: Tristan Gassert on Unsplash)

Deutschland einig Rotweinland

Im Unterschied zum Guide Michelin konnte der Gault Millau Wein-Guide diesen Monat erscheinen. Eine unglaubliche Zahl von 10386 Weinen haben die Tester bewertet, die jetzt vermutlich alle gemeinsam in einer Ausnüchterungszelle sitzen. Bemerkenswert sind die Spitzenwertungen: Ganze sieben Weine haben die Bestwertung von 100 Punkten bekommen – so weit, so gewöhnlich. Was vor einigen Jahren jedoch noch niemand erwartet hätte: Unter den sieben besten Weinen Deutschlands befinden sich gleich drei Rotweine.

„Immer wieder stellt man mir die Frage, ob sich beispielsweise die besten deutschen Spätburgunder wirklich mit den Top-Pinots aus dem Burgund messen können“, so Chefredakteurin Britta Wiegelmann. „Meine Überzeugung ist: ja, absolut. Und zwar gerade, weil es keine Kopien sind. Die Weine, die wir dieses Jahr mit 100 Punkten würdigen, erzählen mit atemberaubender Präzision, Finesse, Harmonie und Emotion von ihrem einmaligen deutschen Terroir. Sie sind unvergleichlich – und reihen sich genau deshalb gleichberechtigt unter die größten Gewächse der Welt ein.“

Winzer und patriotische Weintrinker mag das freuen. Der Hintergrund ist aber leider ein ernster: Es ist der Klimawandel, der Deutschlands Weine allgemein immer besser macht und die heimischen Hänge rotweintauglich macht. Also, fröhlich anstoßen, angenehm genießen und dann müssten wir uns eigentlich gemeinsam Gedanken machen, wie wir solche Ernten in Zukunft verhindern können. Zum Beispiel, indem wir statt italienischem und französischem Rotwein jetzt mehr deutschen Rotwein trinken. Zumindest, so lange wir uns in Deutschland befinden. Dann muss der heimische Rote nämlich weniger weit transportiert werden als seine Konkurrenten aus Bordeaux und Piemont und ist damit besser für das Klima. Es bleibt kompliziert.

(Für die Rettich-Bauern im Spreewald ist der heiße Sommer übrigens deutlich unangenehmer. Trockenheit macht den Rettich mild.)

(Foto: Kelsey Knight on Unsplash)