„Ein wurstologisches Wunder“

August F. Winkler, einer der bekanntesten deutschsprachigen Gastro- und Weinjournalisten ist gestorben. Nicht nur als Würdigung seines Werkes werden hier in nächster Zeit einige seiner Texte empfohlen. Die Lektüre von Winklers Schriften lohnt auch ohne den traurigen Anlass. Er näherte sich seinen Untersuchungsgegenständen nicht nur kenntnisreich, sondern auch aus einem ganz eigenen Blickwinkel, der sich besonders in seiner speziellen Sprache und Wortwahl zeigt. Der Falstaff hat einen großen Nachruf, der besonders Winklers Verdienste um den österreichischen Wein ehrt.

Unser erster Lesetipp aus Winklers digitalem Nachlass führt zu den Schlachtern, ins Reich der Würste, genau genommen: Zur Blutwurst. Nach einem kleinen Exkurs in die Geschichte der roten Köstlichkeit widmet sich Winkler der Frage, warum sie zwischenzeitlich so unpopulär gewesen ist und jetzt ein Revival in der besseren Küche erfährt. Er führt aus, mit welchen Beigaben sie gut schmeckt und lässt jene Metzger zu Wort kommen, welche die „Ehre der Blutwurst“ verteidigen. Ja, bei Winkler hkonnte ein gutes Produkt auch mal eine Ehre haben.

Die archaischste und wohl älteste ihrer Art ist die Blutwurst. Erst unter der Haut offenbart sie ihr von Zartheit und Pikanterie erfülltes Wesen. Sie profitiert nicht vom gierigen Biß ins Pralle; niemandem käme es in den Sinn, in sie hineinbeißen zu wollen – sie will eröffnet werden!

(Foto: CC-BY Erich Ferdinand)

Wie christlich ist der Weihnachtsbraten?

Das Fest der Liebe ist bei uns vor allem ein Fest des Fleisches

Am zweiten Weihnachtsfeiertag mal ein scheinbar ketzerischer Gedanke zum Fest: Wie christlich ist das eigentlich mit dem Weihnachtsbraten oder dem Fleischverzehr an sich. Katrin Wienefeld hat einen spannenden Artikel zum Thema auf evangelisch.de geschrieben. Darin stellt sie eine Hamburger Gemeinde vor, die seit acht Jahren ihr traditionelles Weihnachtsessen vegetarisch feiert. Der Artikel argumentiert vor allem aus einer Tierschutz-Perspektive, quasi eine erweiterte Nächstenliebe auf Vierbeiner. Dieser Umweg für Tierfreunde wäre dabei gar nicht notwendig, denn längst ist der massenhafte Fleischkonsum ja auch eine Bedrohung für die Umwelt und damit die Mitmenschen geworden. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, müsste folglich also auch heißen: Mach deinem Nächsten wie dir selbst lieber Mal einen Salat.

Könnte es ein Zeichen für die Sorge um das Klima und um das Wohl der Tiere sein, wenn christliche Gemeinden feiern, ohne dabei Fleisch zu verzehren?

(Bild: Das Abendmahl in Emmaus von Michelangelo Merisi da Caravaggio; Public Domain)