Die Blutdiamanten Mexikos

Dass der Avocado-Hype in Mexiko eine blutige Spur hinter sich herzieht, hatten wir im Januar schon mal angeschnitten. Nun berichtet GEO darüber, dass mit JP McMahon sich der erste Sternekoch für einen kompletten Boykott der problematischen Butterfrucht ausspricht.

Für McMahon, der im irischen Galway zwei Restaurants führt, seien die Früchte vergleichbar mit Eiern aus Legebatterien. Deshalb rufe er Köche dazu auf, sie nicht zu verwenden oder den Einsatz zumindest zu reduzieren. „Nichts wird sich ändern, wenn der Verbraucher nichts ändert. Wir benutzen sie in keinem unserer Restaurants.“

Dass McMahon mit dieser Haltung nicht alleine steht, zeigte jüngst auch ein englisches Café, das in einem kontrovers diskutierten Instagram-Post verkündete, keine Avocados mehr zu verwenden.

Im Gespräch mit dem Irish Independent fand er den drastischen Vergleich „Blutdiamanten Mexikos.“ Aber eine echte Trendwende ist noch lange nicht in Sicht. In Deutschland hat sich der Avocado-Verbrauch in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Mit The Avocado Show hat in Amsterdam sogar ein reines Avocado-Restaurant eröffnet.

Wer statt zu lesen lieber Videos schaut, für den gibt es beim ZDF eine kleine Mini-Doku, warum die Avocado so problematisch ist.

(Foto: by Kelly Sikkema on Unsplash)

Die Avocado-Miliz von Mexiko

Wenn man den Witzen glauben darf, ist die Avocado das wichtigste Nahrungsmittel für Millenials. Auf jeden Fall boomt der Markt seit Jahren. Ein wichtiges Anbauland ist Mexiko. Dort gilt die fette Frucht als grünes Gold. Seit einiger Zeit wird auch über die großen Schwierigkeiten berichtet, die der Avocado-Anbau für das Land bedeutet. So schrieb die dpa:

Die Abholzung der Wälder und die intensive Landwirtschaft zerstören nach Einschätzung von Umweltschützer Navia nicht nur das Ökosystem, sondern auch den Zusammenhalt in der Region. 80 Prozent der Wälder in Mexiko gehören Dorfgemeinschaften – sogenannten Ejidos. Die Bewohner verwalten das Land gemeinsam, bestellen es aber individuell. „Wird das Land an mächtige Agrounternehmer verkauft, löst sich das soziale Gefüge auf“, sagt Navia.

In dem Ort Tancítaro hat der große Erfolg der Avocado-Bauern ein ganz anderes Problem gebracht. Das viele Geld hat die Mafia angelockt. Weil der mexikanische Staat in vielen Regionen keine Chance gegen die Ganoven hat, haben die Bauern sich jetzt selbst paramilitärisch organisiert. Anne Ewbank schreibt auf Gastro Obscura:

The avocado producers of Tancítaro decided to fight back. In 2013, they created their own paramilitary. In Mexico, there are a number of local protection forces, but few are as well-equipped as CUSEPT. Members of CUSEPT, a Spanish acronym for “Public Security Corps,” wear uniforms with body armor and carry high-powered weapons. Checkpoints and regular patrols give residents an increased sense of security while warning cartels away. To keep things local, participants are required to be from the area, and the avocado producers provide nearly half of their funding. The government picks up the rest of the bill, and provides training.

Ein gutes Produkt muss eben viel mehr sein als Bio und Fair, Regional und Saisonal. Es wäre auch ganz gut, wenn es nicht auf paramilitärische Privatarmeen angewiesen wäre. Aber hey, früher gab es sogar Staatsstreiche wegen Bananen. Globalisierung ist kompliziert, und Essen ist am Ende auch ein Business und Business bedeutet eben Geld und Machtkämpfe.

(Bild: CC-BY-ND femme run)