🎂 100 Posts Tatar und Theorie 🎂

100 Posts sind geschafft, Zeit für einen ersten, vorsichtigen Rückblick.

Zufrieden?

Ganz grundsätzlich muss ich erstmal feststellen, dass ich eigentlich bereits gescheitert bin. Von Dezember 2017 bis Februar 2018 habe ich hier täglich gebloggt, dann war ich über ein halbes Jahr weg. Ich hatte das Projekt schon für mich abgehakt, dann kam die Lust zurück und ich gebe dem ganzen nochmal eine zweite Chance. Fehler-Kultur und so.

Ich mag unzufrieden sein, mit dem, was ich nicht durchgehalten habe, dafür bin ich sehr zufrieden, mit dem, was ich geschafft habe. Diesee Idee einer abwechslungsreichen, kommentierten Linksammlung durch das kulinarische Feuilleton gefällt mir immer noch sehr gut und ich lerne auch viel spannendes dabei. Zu meinen Highlights gehört die Auseinandersetzung mit August F. Winkler, der regelmäßige Blick auf Phänomen Fast Food und demgegenüber die Entwicklungen rund im die Sterneküche. Viel zu kurz kam bisher das Thema Wein und eine strukturiertere Beschäftigung mit Kollegen Dollase muss auch noch folgen. Viel getan, viel zu tun, auf an die nächsten 100 Posts.

Warum?

Warum mache ich das hier? Es gibt einen inhaltlichen und einen handwerklichen Grund. Der erste ist banal: Ich interessiere mich einfach sehr für Essen. Egal ob Fast Food oder Haute Cuisine, Vegan oder Southern Barbeque, Restaurant oder Kochen – ich liebe Essen. In meiner Familie kursieren zahlreiche Witze darüber, dass ich so langsam, gerne und viel Esse. Es macht keinen Sinn es zu leugnen, das Thema interessiert mich sehr.

Der andere Grund hat damit zu tun, dass ich einen Teil meines Einkommens mit dem Schreiben über Essen verdiene. Dank diesem Blog setze ich mich täglich damit auseinander, wie andere Menschen über Essen schreiben. Ich komme nicht nur inhaltlich weiter, ich erforsche Möglichkeiten, welche Formate, welche Text-Gattungen, welche Themen wie funktionieren. Das könnte ich natürlich auch durch einfaches Lesen erfahren. Aber schon in der Schule habe ich gelernt, dass ich die Dinge am besten beherrsche, die ich anderen mal erklären musste. Ihr, liebe Leserinnen (Männer sind mitgemeint) seid für mich also nur Mittel zum Zweck, damit ich mir den Kram besser merken kann. Lieb gemeint. 😉

(Foto: Amy Shamblen on Unsplash)

Buntes Wurzelgemüse und dramatische Schatten

Nicht ganz zu unrecht gelten Foodblogs als fad: Das Angebot an drögem Mittelmaß ist gigantisch, lesenswerte Highlights erscheinen nur selten. Eines davon ist definitiv Manger von Mimi Thorisson. Wer kein Englisch kann, für den hat Sophia Spillmann beim Feinschmecker auf Deutsch aufgeschrieben, warum Manger so besonders ist. Dabei fällt auch das berühmte Zitat einer Leserin:

Ich bin nicht sicher, ob Mimi Thorisson eine reale Person ist, oder eine Fiktion. Sie ist schön, hat sechs schöne Kinder, einen Mann und zwei Stiefkinder, die ebenfalls schön sind. Ich hasse sie ein bisschen, aber gleichzeitig will ich ihr Leben.“

Ich lese auch des öfteren fasziniert bei Thorisson mit, aber ihr Leben will ich wirklich nicht haben. Ich finde die Fotografien oft sehr finster und bedrückend. Im Subtext wirken sie oft sehr konservativ, das dort gezeigte „einfache Landleben“ scheint gleichzeitig reaktionäres Traumbild, Schimäre für die Kamera und radikaler Ausstieg aus den Verrücktheiten der Postmoderne. Aber die Gerichte klingen großartig, die Texte sind schön geschrieben und man kann sich leicht in Thorissons Landleben verlieren. Wer buntes Wurzelgemüse und dramatische Schatten mag, wird Manger lieben.

(Foto: Brad Stallcup on Unsplash)