Buntes Wurzelgemüse und dramatische Schatten

Nicht ganz zu unrecht gelten Foodblogs als fad: Das Angebot an drögem Mittelmaß ist gigantisch, lesenswerte Highlights erscheinen nur selten. Eines davon ist definitiv Manger von Mimi Thorisson. Wer kein Englisch kann, für den hat Sophia Spillmann beim Feinschmecker auf Deutsch aufgeschrieben, warum Manger so besonders ist. Dabei fällt auch das berühmte Zitat einer Leserin:

Ich bin nicht sicher, ob Mimi Thorisson eine reale Person ist, oder eine Fiktion. Sie ist schön, hat sechs schöne Kinder, einen Mann und zwei Stiefkinder, die ebenfalls schön sind. Ich hasse sie ein bisschen, aber gleichzeitig will ich ihr Leben.“

Ich lese auch des öfteren fasziniert bei Thorisson mit, aber ihr Leben will ich wirklich nicht haben. Ich finde die Fotografien oft sehr finster und bedrückend. Im Subtext wirken sie oft sehr konservativ, das dort gezeigte „einfache Landleben“ scheint gleichzeitig reaktionäres Traumbild, Schimäre für die Kamera und radikaler Ausstieg aus den Verrücktheiten der Postmoderne. Aber die Gerichte klingen großartig, die Texte sind schön geschrieben und man kann sich leicht in Thorissons Landleben verlieren. Wer buntes Wurzelgemüse und dramatische Schatten mag, wird Manger lieben.

(Foto: Brad Stallcup on Unsplash)

Erwartung vs Realität

Das mit den Produktfotografien auf Speisekarten ist ja meist so eine Sache. Die Dönerbude meiner Jugend hatte so schlampig geschossene Fotografien über der Theke hängen, dass die echten Teller um Welten besser aussahen. Oft ist es aber eher andersrum, und das servierte Essen hat Probleme, mit der professionellen Studiofotografie mitzuhalten.

Der Reddit-Nutzer DoktorvonKvantum hat das obige Beispiel aus Japan gefunden, bei dem Speisekartenbild und Teller sich verdächtig ähneln. In dem Thread berichten einige Nutzer, dass das wohl teilweise Vorgaben in der Gastronomie seien. In Japan gibt es ergänzend zur Speisekarte oft auch Plastikmodelle der Speisen, die in Schaufenstern ausliegen, um den Kunden ins Restaurant zu locken. Die Japan Times hat einen spannenden Artikel zum Thema.

Journalist Yasunobu Nose has a theory that links the plastic replicas to the visual aesthetic of Japanese food appreciation. In his book titled “Me de taberu Nihonjin (Japanese People Eat With Their Eyes),” Nose writes that food samples are part of the Japanese tendency to “first ‘taste’ dishes by sight, then eat with their mouths and stomachs.”

Das Auge scheint in Japan noch ein bisschen mehr mit zu essen als bei uns. Wobei, beim Thema Fast Food spielen Ost und West wohl in derselben Liga:

Japan Expectation Reality