Rettet die Gastronomie den Einzelhandel?

Von spannenden Entwicklungen weiß Michael Gassmann in der Welt zu berichten. Im Kampf gegen Amazon und Co scheint die Gastronomie in Shopping-Arealen eine ganz neue Wertigkeit zu bekommen. Da der Einzelhandel mit der Online-Konkurrenz immer schlechter konkurrieren kann, braucht es neue Argumente, um die lauffaule Kundschaft in die Einkaufszentren zu bekommen. Der Verweis auf den Pionier aus Schweden verrät aber auch gleich, dass damit keine gastronomische Qualitätsinitiative zu erwarten ist, eher die flächendeckende Versorgung mit akzeptablem Angebot zu ökonomischen Preisen – und das ist ja auch nicht schlimm.

Während Ikea die Kunden schon immer mit Köttbullar und Gratiskaffee bei Laune gehalten hat und dafür von manchen belächelt wurde, rollt die Gastro-Welle jetzt auf breiter Front im Einzelhandel an. Gastronomie könnte der Schlüssel zur Problemlösung für eine Branche werden, die in Zeiten des Online-Booms verzweifelt nach Möglichkeiten sucht, ihre viel zu großen Verkaufsflächen sinnvoll und profitabel zu nutzen.

Weil große gesellschaftliche Trends oft ja doch langsamer verlaufen, als man glaubt: Die Wurzeln der Food Courts in Shopping Malls liegen in den frühen Siebziger Jahren. Damals ging es in Kanada und den USA los. Ikea hat mit den Köttbullar, laut Unternehmenswebsite, sogar schon in den 50er Jahren angefangen. Und auch die Welt hatte schon früher über das Thema berichtet. god aptit!

(Foto: CC BY 2.0 Gaulsstin)

Werbeverbote helfen gegen Fast Food

Die kanadische Provinz Quebec hat 1980 ein Gesetz eingeführt, welches Fernsehwerbung für Kinder in Programmen verbietet, die von Kindern geguckt werden. Das erste Ergebnis dieser Maßnahme war eine drollige Rotation der Anzeigenformate.

Under the three-decades-old Quebec Consumer Protection Act, television shows with an audience made up of at least 15 per cent of kids cannot air child-targeted ads. Instead, ads for cars or dishwasher detergent are aired during Saturday morning cartoons while adult-friendly programmed is usually paired with toy ads.

Etwas spannender ist jedoch eine Studie, über die das kanadische Nachrichtenunternehmen Global News 2012 berichtet hatte. Nach dreißig Jahren scheint das Gesetz, welches auch Spielzeugwerbung betrifft, einen deutlichen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern zu haben.

After sifting through the StatsCan data to compare the spending and eating habits of households in Quebec and Ontario, where the ban wasn’t in affect, the study suggested that the ban cut money spent on fast food in Quebec by 13 per cent per week. Dhar and Bayles estimated that the steep cut in expenses meant a decrease of 11 million to 22 million fast food meals eaten per year, or 2.2 billion to 4.4 billion fewer calories consumed by kids.

Die Autoren der Studie verweisen auch darauf, dass Fast-Food-Unternehmen sich gezielt an Kinder richten, um eine lebenslange Beziehung zur Marke zu starten. Langfristig hilft ein solch spezialisiertes Werbeverbot anscheinend nicht nur den Kindern, sondern auch den späteren Erwachsenen, sich besser zu ernähren. Das ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch den Gaumen. Verfälschte Aromen, übertriebene Würzen und schlechte Produkte sind besonders im Fast Food die Regel. In Deutschland scheinen höchstens die Grünen ähnliche Regelungen zu fordern.

(Bild: CC BY-NC 2.0 Daremoshiranai)