Heidegger und totes Fleisch

Okay, das ist jetzt etwas schwierig. Der amerikanische Youtube-Kanal „The School of Life“ erklärt in diesem Video das Denken Heideggers mit einfachen Zutaten und Metaphern aus der Küche. Eigentlich wurde Tatar und Theorie genau für solche Begegnungen zwischen Philosophie und Kulinarik eröffnet. Und das Video schafft es auch, die zentralen Gedanken von Heideggers durchaus einflussreicher Ontologie sehr anschaulich zu erklären. Deshalb teile ich das Video auch gerne mit euch.

Jetzt kommt das Aber: Heidegger war überzeugter Nazi und Antisemit – und dass seine authentizitäts-esoterische Denke antimodern-fragwürdig bis menschenfeindlich-gefährlich ist, konnte man durchaus schon vor der Veröffentlichung der Schwarzen Hefte wissen. Wenn man es denn wollte. Aber das sollte einen ja nicht hindern, sich trotzdem selbst mal rein- und mitzudenken, vielleicht aber immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Heideggers Lehre und Person nicht ganz unbeteiligt gewesen ist am industriellen Massenmord von über 6 Millionen Juden, aber auch Homosexuellen, Zeugen Jehovas, Sozialisten, Gewerkschaftlern, Pazifisten und allen andren, die der nationalsozialistischen Lehre nicht in den Kram gepasst hatten.

Schluss ist auf jeden Fall mit dem Mythos vom unpolitischen Philosophen, der kurzzeitig der naiven Idee aufsaß, er könne „den Führer führen“, wie Jaspers das einmal formuliert hat – nein Heidegger hielt sich tagespolitisch auf dem Laufenden, das bezeugen die Schwarzen Hefte. Er las Zeitungen, kommentierte das Weltgeschehen. Und über Hitler notierte Heidegger schwärmerisch, dass – Zitat – „der Führer eine neue Wirklichkeit erweckt hat, die unserem Denken die rechte Bahn und Stoßkraft gibt.“

 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s